Tag 12-13
Am nächsten Morgen zeigt sich Le Mans von seiner schönsten Seite. Der Vormittag startet entspannt im Rallye1000-Camp bei strahlendem Sonnenschein und 20°C.
Team 88 (Pfeuffer/Gebert) hat inzwischen aus Angst vor den inzwischen Anarchie ähnlichen Zuständen auf dem Campingplatz, den Mercedes-Rost-Racing Benz seiner Kronjuwelen, also der Mercedes-Sterne beraubt, und sich so selber dem Gespött der anderen Teilnehmer preisgegeben.
Die Tages-Challenge „Hop oder Top" wird vor dem Start des Rennens, vormittags durchgeführt. Die Teilnehmer müssen bei geschlossenen Türen und geöffneten Fenster sich abschnallen, das Fahrzeug durchs Fenster verlassen, sich neben das Fahrzeug stellen, den selben Weg wieder hineinnehmen und sich erneut anschnallen. Hier kann Team 33 (Schupp/Hanrath) von den kompakten Ausmaßen der Pilotin Hanrath und den vergleichsweise großen Fenstern des Lancias profitieren. Es gelingt nur Team 88 - aus politischen Gründen mit weißem Klebeband in Team 38 umgetauft - (Pfeuffer/Gebert) unter vollstem Körpereinsatz und dem abgebrochenen Kombihebel zur Bedienung des Blinkers sowie Scheibenwischers, die Zeit von Team 33 (Schupp/Hanrath) zu unterbieten und den Sieg zu holen. Aber wer brauch schon einen Blinker auf der restlichen Route, beispielsweise in Paris...
Mit den individuellen Rallye1000-1Personen-Klapptribünen unter dem Arm, macht sich der Trupp hinter die Dunlop-Brücke, ins Esses auf. Nach dem einstündigen Fußmarsch finden sich hervorragende Plätze mit Blick auf die Strecke und eine Leinwand. Von hier aus wird der Start und die ersten Stunden des Rennens verfolgt. Bei jedem Führungswechsel wird mitgefiebert und den Fahrzeugen bei Vorbeifahrt zugejubelt.
Mit der Geschmeidigkeit einer plauzigen Gazelle erhascht einer der Rallye1000-Teilnehmer fantastische Schnappschüsse einer Leitplanke und dem unscharfen Zipfel eines Heckflügels.
Nachts geht es an den zugänglichen Teil der Porsche-Kurve, aufs Riesenrad und zur Arnage. Gegen halb 5 Uhr morgens fällt dann auch der letzte Teilnehmer tot ins Bett.
Am nächsten Morgen pilgern die Teilnehmer, je nach Schlaf- und wahrgenommenen Duschbedarfs, zurück ins Esses an die Strecke. Auf dem Weg trifft man den ein oder anderen Kollegen, die ebenso nicht im Mitarbeitercamp untergekommen sind.
Die 24 Stunden von Le Mans neigen sich dem Ende und die Euphorie steigt. Im Gegensatz zu manch anderem Fan der den Teilnehmern ins Auge fällt und praktischer weise gleich eine Porsche UND Audiflagge dabei hat, setzen die Rallye1000 Teilnehmer voll auf Sieg des Zuffenhausener Sportwagenherstellers. Und tatsächlich, mit Sicherheit auch durch das Anfeuern am Streckenrand durch die Rallye1000-Teilnehmer, holen die Porscheaner das Ding nach Hause! Keins der LMP1 Fahrzeuge ausgefallen, und gleich Platz 1&2 geht nach Stuttgart.
Auf dem Weg zur Siegerehrung über die Rennstrecke nimmt sich der ein oder andere Teilnehmer eine Hand des „Sieger-Kies" aus dem Strecken-Kiesbett mit nach Hause. Die Sektkorken knallen und Mission 2014 2015 ist erledigt.
Zum feiern geht es zurück auf den Campingplatz. Der Grund für den Strom an Flüchtlingen, der den Teilnehmern vom Campingplatz entgegen eilt, soll sich erst später ergeben. Zunächst wird bei strömenden Regen der noch am gleichen Abend zu verschiffende Rallye1000-Pavilion abgebaut. Schutzsuchend beweisen die Teilnehmer einmal mehr ihre Kreativität und bauen aus Zelt-Resten und Rallye Fahrzeugen einen Behelfsunterstand, der von weitem die Ästhetik eines Müllberges aufweist. Das Essen und die Teilnehmer bleiben trocken → Zweck erfüllt.
Lautes Motorgeheule lockt jedoch recht zeitig vom Abendessen. Die inzwischen bis zu Oberkannte abgefüllten Nachbarn aus England entdecken gerade den matschigen Campingplatz als Drifttrack für sich. Kurzerhand wird ein Müllberg aufgehäuft und in direkter Nachbarschaft zu einem momentan nicht bewohnten Zelt das Rennen eröffnet. Bis zu 4 Fahrzeuge, unter anderem ein etwas kleinerer Verwandter des BMW-Buckelwals ohne Dachbox, zirkeln etwas unbeholfen durch den Matsch. Erste Wetten werden abgeschlossen, welche Fahrzeuge oder Behausungen es zuerst erwischt. Es tauchen Mopeds mit durch Helmträger besetzte Zeltplanen im Schlepptau auf, Fahrräder oder nackte Menschen spannen sich kurzerhand hinter die Zweiräder und ein Engländer nach dem anderen versucht seinen Vorgänger zu übertreffen.
Die Rallye1000-Teilnehmer wenden sich derweil ihrer Tages-Challenge „Campingplatz Parkours" zu. Hierzu muss ein feucht-fröhlicher „Hinderniss Parkours" von den Teilnehmern auf Zeit bewältigt werden. Gewinnen kann hier das trinkfeste Team 18 (Heidler/Merkt); unter euphorischem Winken der Winkekatze.
Nachdem die durchweg vernünftigen Rallye-Teilnehmer mit einer Feuerwerksrakete fast einen Aston Martin in die Luft jagen, neigt sich die Gaudi langsam dem Ende.
Der angesteckte Pavillion der Engländer glimmt noch beruhigend vor sich hin und der letzte Britte fällt bei dem Versuch seine verlorene Hose zu finden, mit einem dumpfen Schlag sanft in den Schlaf.