Tag 4: Monselice - Giulianova

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In den frühen Morgenstunden von Tag 4 werden die Rallye1000 Teilnehmer von den Motoren der schon um 6:30 Uhr in Padua gestarteten Mille Miglia Fahrzeugen geweckt. Die zweite Etappe des Traditionsrennens führt dicht am Campingplatz der Rallye1000 vorbei. Team (Schupp/Müller) nutzt den Aufbruch für eine teaminterne Challenge. Pilot Schupp muss die gesamte Campingausrüstung (Zelt, Schlafsäcke, Matratzen) in unter 10 Minuten abbauen und abfahrbereit im Fahrzeug verstauen. Zu gewinnen gibt es einen Kinobesuch mit viel Popcorn. Pilot Schneider von Team 34 (Schneider/Schabacker) dient als unparteiischer und nach rekordverdächtigen 5:20 Min. stoppt die Zeit. Die langjährige Rallye1000 Erfahrung von Pilot Schupp zahlt sich aus.

Die Rallye1000 Novizen von Team 77 (Geißler/Geißler) geben am heutigen Tag ihre Navigationspremier, und führen das Feld über den Stadtstaat San Marino nach Giulianova an der Adriaküste. Standesgemäß wird die Campingplatzbesitzerin und ihre Tochter mit einem „Ciao" aus dem Außenlautsprecher des Honda Stratos von Team 33 (Schupp/Müller) verabschiedet und wieder hat der Alitalia-Renner zwei Fans gewonnen.

Weiter geht die Jagd durch italienische Kleinstädte, den Mille Miglia Boliden stets dich auf den Fersen. Das Feeling vom Vortag ist bei den Rallye Teilnehmern sofort wieder präsent und so wird ordentlich Gas gegeben. In kleinen Ortschaften, in denen es sich ein wenig staut, bekommen die Rallyeteilnehmer sogar Verpflegungstüten von den jubelnden Zuschauern in die Fahrzeuge gereicht. So lässt es sich Rallye fahren. Derweil nimmt der Verfall der 1000€ Boliden allmählich beachtlich zu: Neben dem Dauerpatient an der Kühlmittelinfusion von Team 77 (Geißler/Geißler) zeigt auch das Erdbeerköbchen von Team 34 (Schneider/Schabacker) dass die Erdbeeren nicht gerade frisch vom Strauch gepflückt sind, sondern eher schon ein paar Tage in der prallen Sonne liegen. Der Zeitweise schon am Vortag ausgefallene Tacho stellt nun so gut wie vollständig den Dienst ein. Geschwindigkeiten müssen über das Handy mittels GPS-Tacho angezeigt werden. Die nicht mehr funktionierende Tankanzeige wird durch Funkanfragen bei Team 33 (Schupp/Müller) kompensiert. Immerhin hat das Cabrio bei Rückkehr in Stuttgart zum Wiederverkauf durch die Rallye kaum Kilometer auf die Uhr bekommen. Diverse abfallende Anbauteile seien an der Stelle nicht extra erwähnt.

Dann ein Notstopp Funkspruch von Team 33 (Schupp/Müller). Die teils holprigen Straßen machen dem kleinen Italio-japaner zu schaffen. Starkes vibrieren auf der Vorderachse sind die Folge. Verdacht: Radlagerschaden. Pilot Schupp steigt aus um das rechte Vorderrad zu inspizieren. Ein heftiger Ruck um Reifen und... was ist das? Die Felge ist lose! Der Griff zum Drehmomentschlüssel verrät, dass sich die vier Radschrauben schockierend weit gelöst haben. Nachgezogen und weiter.

Kurz vor San Marino legen die Rallye1000-Fahrer einen kleinen Stopp zwecks Toilettenbesuchs beim Burgerbrater ihres Vertrauens ein. Im Kreisverkehr nehmen die Teilnehmer daher nicht wie die Mille Miglia die dritte sondern schon die zweite Ausfahrt. Als der Mini-Stratos von Team 33 (Schupp/Müller) in die Ausfahrt abbiegt, spielen sich dramatische Szenen am Kreisverkehr ab. Wild vor die Haube springende Italiener, die mit voller Imbrunst gestikulieren dass der vermeintliche Mille Miglia Teilnehmer Schupp offensichtlich die Falsche Ausfahrt und damit vom Kurs abkommt sind die Folge. Für die Italiener brechen hier Welten zusammen.

Weiter geht's nach San Marino. Der Staatstadt, der auf einem einsamen Felsen hoch über das umliegende Italien ragt hat es in sich. Die einzige mehrspurige Zufahrtsstraße ist hoch frequentiert und schlängelt sich in steilen Serpentinen den Berg hinauf. Nun trifft die Mille Miglia auf Rushhour am Steilhang. Die routiniert eröffnete dritte Spur kann da auch nicht mehr viel retten. Die Rallye1000 Teilnehmer finden sich prompt inmitten eins in der brütenden Mittagssonne im Stau schnaufendes, fahrendes Automobilmuseums wieder. Die Folgen sind Fatal. Die über Stunden zu Höchstleistungen getrieben Motoren bekommen nun nicht mehr genug Kühlung in werfen einer nach dem Anderen das Handtuch. Es riecht nach angeschmorten Kabeln, Kühlwasser und sterbenden Motoren. Rauschwaden ziehen über den Konvoi. Die Zufahrt ist damit komplett blockiert, was es für die noch fahrenden Mille Miglia Fahrzeuge nicht leichter macht. Auch die Rallye1000 Teilnehmer kämpfen sich durch das Verkehrschaos, suchen sich einen Parkplatz und steigen zu Fuß die Dreißigtausend Stufen in die Abgesperrte Altstadt hinauf.

Dort können Sie Parade der Überlebenden in den engen, verwinkelten Gassen bestaunen, es sich bei einem Mittagessen gutgehen lassen und die phänomenale Aussicht genießen. Als die Teilnehmer wieder an ihren Rallye Fahrzeugen sind, ist die Mille Miglia schon weiter gezogen. Dies hat jedoch den Vorteil, dass der hinter San Marino liegende, eigentlich für ein Bergrennen gesperrte Straßenabschnitt nun wieder frisch geöffnet ist. Die Teilnehmer holen alles aus ihren 1000€ Rennmaschinen raus und jagen die verwinkelte, Honda-Quertopf-unfreundliche Straße hinauf. Die nun nicht mehr gebrauchten, traditionellen Mille Miglia Wegweiser werden kurzerhand abmontiert, und als Andenken in die Kofferräume geladen.

Ab Urbino trennen sich dann die Wege der Mille und der Rallye1000 endgültig. Währende die Mille Miglia nach Rom führt, wendet sich der Rallye1000 Tross der Adriaküste zu. Nach einem Ereignisreichen, aber auch sehr anstrengenden Tag erreichen die Teilnehmer erst im Dunklen den Campingplatz in Giulianova. Dafür ist der angebotene Service hier exquisit. Pilot Geißler (Team 77) wird hier sogar vom Campingplatz eigenen Sicherheitsdienst mit dem Golfwagen zur ca. 15 Meter entfernten Toilette gefahren. Man sollte sich an einem solchen Tag im Auto bloß nicht zu viel bewegen.

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