Tag 11: Rosarno - Neapel

Veröffentlicht am

An Tag 11 wachen die Teams nach einer sehr unruhigen Nacht auf. Auf dem Campingplatz herrscht zwar strickte Bettruhe, so dass von den Teilnehmern bei Ankunft am gestrigen Abend sogar versichert werden musste, dass vor 8:00 Uhr am Morgen keine Fahrzeuge gestartet werden. Die Anwesenden Hunde und Hähne scheinen eine solche Verpflichtung jedoch nicht eingegangen zu sein. So ist die Nacht von Hundegebell und -gejaule sowie der Morgen vom Gekrähe einer ganzen Hahn Armada geprägt. Entsprechend platt sind die Rallyeteilnehmer beim allmorgendlichen Aufbruchritual. Die Route geht heute, dem Navigationsteam 34 (Schneider/Schabacker) folgend die Westküste entlang, über die beeindruckende Amalfiküste, vorbei an Pompei ins, am Fuße des im Vergleich zum Ethna winzigen Vesuv liegende Neapel. Sofort zum Start spricht Team 34 (Schneider/Schabacker) eine „Wenn ich Sie wäre" Challenge aus: Das annehmende Team muss bei Zielankunft sowohl einen 10-minütigen Vortrag über das Etappenziel Neapel halten, als auch die italienische Nationalhymne in Landessprache performen. Die von Kühlwasserdämpfen ihres BMWs dauer highen Jungs von Team 77 (Geißler/Geißler) sind sich für keinen Spaß zu schade und willigen sofort ein. Als Revange sprechen aber auch sie eine „Wenn ich Sie wäre" Challenge aus: Das annehmende Team muss bei jedem in Hörweite des Konvois ertönenden Hupen, dieses mit der eigenen Hupe erwidern. Hupenexperte Schupp von Team 33 (Schupp/Müller) willigt natürlich ein. Lasset die Spiele beginnen.

Der Konvoi setzt sich bei tollstem Wetter in Bewegung. Die erste Kreuzung gibt eine Vorahnung auf die Folgen der Hup-Challenge. Schon bei den Rallyeteilnehmern unter sich, artet ein einziges Hupen in ein regelrechtes Hupkonzert aus... An der nächsten Baustellenampel entfaltet sich dann, unter Beteiligung der Einheimischen das gesamte, ohrenbetäubende Ausmaß. Neben den hupenden Rallyeteilnehmern stimmen nicht nur die anderen wartenden und entgegenkommenden Fahrzeuge mit ein. Nein, auch die Fahrer der Baustellenfahrzeuge geben lachend ihr bestes. Die Rallye1000 fräst sich lautstark die Küste entlang, jedes zweite Hupen vom kleinen 1000€ Stratos von Team 33 (Schupp/Müller).

Bei fantastischstem Wetter wird ein Zwischenstopp am Sandstrand eingelegt, um die inzwischen etwas in Rückstand geratenen Tages Challenges aufzuholen. Die Gelegenheit will Team 34 (Schneider/Schabacker) direkt nutzen, um ihr nach wie vor einäugiges Erdbeerkörbchen zu verarzten: Eine frische Glühbirne für die Beifahrerseite soll her. Dies sieht der lädierte Golf aber freilich ganz anders. Um den Verlust von anderen willkürlich abfallenden Teilen zu kompensieren hat der kleine Volkswagen in einem Anfall von Trennungsangst die Lampenfassung und die defekte Glühbirne zu einer unzertrennlichen Einheit aus verschmorten Kunstoff, Metall und Glas verschmolzen. Dann soll es wohl so sein.

Als erstes wird die von Tag 8 ausstehende Tageschallenge „Park Distance Conrtol" nachgeholt. Die Teams müssen in eine durch Hütchen abgesteckte seitliche Parktasche, mit einem vorne zu hinten möglichst identischen Abstand, einparken. Das für ihr exzellentes Augenmaß bekannte Team 34 (Schneider/Schabacker) macht den Anfang. Mit Vorne 74,5cm und Hinten 97cm erreichen sie ein Delta von 22,5cm. Für ihre Verhältnisse sehr weit entfernt vom Rallye1000-All-time-record von Team 88-2015 (Pfeuffer/Gebert) mit einem Delta von 7,5cm. Team 33 (Schupp/Müller) legt mit dem für seine fantastische Sicht nach hinten bekannten Alitalia Honda CRX nach: Vorne 90,6cm, Hinten 69cm - ein Delta von 21,6cm. Auch nicht berauschend, hat aber damit Team 34 (Schneider/Schabacker) um 9 Millimeter unterboten. Nun starten die Kühlmittel in Gasform inhalierenden Jungs von Team 77 (Geißler/Geißler) in ihrem übersichtlichen 5er BMW Kombi: Vorne 87,5cm, Hinten 102cm - ein Delta von 14,5cm sichert den Brüdern im größten Fahrzeug einen souveränen Tagessieg und wertvolle 25 Punkte.

Weiter geht es mit der Tageschallenge von Tag 9: „Her mit den Hupen". Während die eine Hälfte der Teams bei den Fahrzeugen bleibt und die Hupen in willkürlicher Reihenfolge betätigt, müssen die anderen Teammitglieder, außer Sichtweite, die Fahrzeuge anhand ihrer Hupe identifizieren und die korrekte Reihenfolge der hupenden Boliden notieren. Aus Erfahrung der letzten Jahre wird eine Serie aus 9 Hupern vorgehupt. Ein Heimspiel für das Gründungsmitglied des „Hupenfreunde Leipzig eV." Pilot F. Schupp (Team 33). Mit 8 von 9 Treffern holt sich der Kenner von Hupen in sämtlichen Variationen den Tagessieg. Mit 6 von 9 Treffern sichert sich Team 77 (Geißler/Geißler) den zweiten Platz. Pilot M. Schneider (Team 34) hat mit 3 von 9 Treffern derweil noch dringend Nachholbedarf in der hohen Kunst der Hupenkunde.

Auch die Tageschallenge von Tag 10 wird bei der Gelegenheit gezogen: „Zungenbrecher". Die Teams müssen während der Weiterfahrt einen Zungenbrecher auswendig lernen und am Abend vortragen. Das Team mit den wenigsten Fehlern gewinnt. Bei gleicher Fehlerzahl gewinnt das schneller Team. Also erst mal weiter auf die Straße. Die kurvige Hatz durch den Nationalpark Cilento nutzt Team 33 (Schupp/Müller) für Sportfahrstunden im Hochdrehzahlbereich. Nach dem Piloten L. Müller den Satz „Der zweite Gang ist dein Freund" verinnerlicht hat und die Schaltpunkte jetzt zwischen 6 ½ und 7 Tausend Umdrehungen liegen geht es an Bremspunkte und das Rausbeschleunigen aus Kurven. Das Tempo der Pilotin nimmt beachtlich zu, so dass auch die übrigen Fahrer ihr Begeisterung über den Tourfunk kundtuen. Während dessen versuchen sich die in die Sitze gepressten Co-Piloten mit zwölf zünftigen Zipfelmützenzwergen auseinandersetzen. Außer einer, der nebenher auch noch einen Vortrag über Neapel komponiert.

Bevor es dann an die Amalfiküste geht, dürfen die Teams ihre Zwerg Zwockel und Zwerg Zwuckel aka Zuckel Gedichte loswerden. Pilot F. Schupp (Team 33) legt fehlerfrei mit 14 Sekunden vor. Die Messlatte liegt hoch. M. Geißler (Team 77) setzt noch einen drauf. In beeindruckenden 12 Sekunden fräst er über die Zwetschken essenden Zwerge, ohne sich auch nur einen einzigen Fehler zu erlauben, hinweg. Pilotin Schabacker (Team 34) ist jetzt unter Zugzwang. Unter dem Druck schleicht sich ein Fehler ein und der Tagessieg geht an Team 77 (Geißler/Geißler). Steigert vielleicht der unfreiwillige Konsum von Kühlmittel über die Lüftungsanlage das Denk- und Multitaskingvermögen??? Dem sollte in einer Studie nachgegangen werden.

Die Teams brechen derweil Richtung Amalfiküste auf. Die Straßen sind beeindruckend, wunderschön und ... proppenvoll. In die engen verwinkelten Gassen der Küstendörfern verirren sich neben dem ohnehin schon beachtlichen Verkehrsaufkommen zusätzlich auch noch Reisebuse, die den Verkehr komplett lahmlegen und sich zumeist erst nach geschlagenen 20 Minuten aus ihren misslichen Situationen befreien können. Die Folge sind lange Staus, wütende in der Hitze schmorende Italiener und damit auch das unausweichliche Hubkonzert. Nichts geht mehr. Dass Team 33 (Schupp/Müller) jedes Hupen mit ihrer Hupe erwidern muss, trägt nicht zwingend zur Deeskalation der Situation bei... die Stimmung ist zum Zerreißen gespannt.

Die wirklich schöne aber stressige Amalfiküste hinter sich lassend, erreicht der Rallye1000 Konvoi das heutige Etappenziel Neapel und die dort angemietet spektakuläre Villa, von deren Terrasse man sowohl den Vesuv als auch das Meer sehen kann.

Zum Abend verirren sich die Teilnehmer in einen offensichtlichen Mafialaden in dem gerade eine Familienfeierlichkeit begangen wird. Wahrscheinlich hat der kleine Neffe seinen ersten Totfeind mit Betonschuhwerk im Meer versenkt. Oder er feiert seinen 11. Geburtstag. So ganz klar wird das am Abend nicht. Als einzige Gäste lassen sich die Teilnehmer die Pizza jedenfalls schmecken.

Zurück in der Villa trägt M. Geißler (Team 77) souverän einen 10-minütigen Vortrag über Rom, oder doch Neapel?!? Dieser Teil der Wenn ich Sie Wäre Challenge ist bestanden. Aber da war doch noch etwas Anderes... die Nationalhymne! Was nun geschieht, wird den Teilnehmern wohl lebenslang im Gedächtnis und vor allem in den Gehörgängen bleiben. L. Geißler (Team 77) bewaffnet sich mit Kopfhörern, dem Video der italienischen Nationalhymne auf dem Smartphone und legt los ... Die Welt hat wohl noch nie eine mit solcher Inbrunst und Begeisterung, von einem der Sprache in keinster Weise mächtigen Interpreten vorgetragene Nationalhymne gehört und gesehen. Sarah Connor kann sich hier eine gewaltige Scheibe abschneiden. Die Sicherheitshalber zuvor geschlossenen Türen und Fenster zeigen ihre Wirkung: Sehr zur Überraschung aller Beteiligter gibt es keine Beschwerden wegen Ruhestörung, Verunglimpfung der Nationalen oder Landesverrates.

Stringiàmci a coòrte,

Siam pronti alla morte.

Siam pronti alla morte,

L'Italia chiamò! Sì!

Gute Nacht Italien.

1112017v2.JPG1122017v2.JPG1132017v2.JPG1142017v2.JPG1152017v2.JPG1162017v2.JPG1172017v2.JPG1182017v2.JPG1192017.jpg