Tag 1

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Die Rallye1000 startet in ihre zweite Runde, diesmal nach England, Schottland, Irland und zum berühmten Goodwood Festival of Speed. Es geht turbulent los, es regnet, es geht turbulent weiter, es regnet und vor allem eins: es regnet.

Um Punkt 7 Uhr treffen sich alle Teams am Sonntagmorgen am Schloss Solitude und sehen das erste Mal die Fahrzeuge der Konkurrenz. Alle Teams? Nein! Ein kleines, unbeirrbares Team aus dem weit entfernten Stuttgarter Osten dreht sich ein weiteres Mal im Bett um und genießt einen entspannten Sonntagmorgen... Viel ist in den vergangenen Tagen spekuliert worden: Startet Team 4 (Tuschl/Tuschl) als Kontrast zu ihrem letztjährigen BMW Buckelwal mit einen Mini oder Smart? Startet Team 1 (Burckhardt/Bertsch) dieses Jahr tatsächlich mit ihrem ersten für 2016 gekauften Fahrzeug?

Das Starterfeld überrascht. Es sind die unterschiedlichsten Fahrzeuge mit dabei, aber alle sind zumindest eins: sehr auffällig. Ganz im Sinne der Rallye1000 haben die Teams alles gegeben, um aus ihren Boliden Richtige Rallye1000 Fahrzeuge zu machen. Das letztjährige Siegerteam, Team 1 (Burckhardt/Bertsch), glänzt hier wieder mit besonderem Kampfgeist. Nachdem Team 3 (Pfeuffer/Riesbeck) und Team 33 (Schupp/Hanrath) ihr Erfolgsrezept vom Vorjahr kopierten und sich kurzfristig einen zweiten Rallye1000 Wagen für 2016 zulegten, konnten die beiden Piloten dies natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Fahrzeug Nummer 1 erwarben sie erst eine Woche vor Start. Der Komplettausfall folgte scharf kalkuliert am Freitagabend, zwei Tage vor Start, da das Fahrzeug auf 100km mehr Kühlmittel als Sprit verbrauchte. Das Ersatzfahrzeug erwarben sie ungesehen am Samstagmorgen, um es dann in Böblingen, wo wohlgemerkt keiner der beiden wohnhaft ist, bis 12 Uhr, also 19 Stunden vor Start, zuzulassen. Respekt, gut gespielt Team 1! So konnte garantiert kein anderes Team mehr ein noch kurzfristigeres Fahrzeug, und damit das potentielle Siegerfahrzeug stellen. Und ein Seat Córdoba ist wahrlich eine beeindruckende Maschine zu diesem Zwecke.

Zu schlagen gilt es den Jaguar XJ 6 4.0 Sport von Team 3 (Pfeuffer/Riesbeck), den Jeep Grand Cherokee 4.0 von Team 4 (Tuschl/Tuschl), den Renault Clio 1,6 16V von Team 33 (Schupp/Hanrath), den Mercedes 202 230 Kompressor von Team 34 (Schneider/Wermke), den BMW E39 520i von Team 77 (Bader/Zozin) und den BMW 730i von Team 99 (Haigis/Deißer). Die Team- und Fahrzeugvorstellungen findet ihr unter Teams.

Bei herrlichstem Stuttgarter Regenwetter begrüßt Malermeister Eckardt das Starterfeld mit einem aus Handtüchern und der offiziellen MalerwerkstattEckardt-Rallye1000-Tasse bestehenden Survivalpackage. Vielen Dank an dieser Stelle!

Als mit 30 Minuten Verspätung auch Team 3 (Pfeuffer/Riesbeck) die Ehre erweist, wird die Tageschallenge gezogen und das Feld kann durchnässt auf die 5500 km-Tour aufbrechen. Mit einem kaum Zeit kostenden Abstecher über Würzburg (aus Gründen des Personenschutzes wurde der Name des Verursachers, T. Pfenfer von der Redaktion geändert) geht es dann Richtung Nordschleife. Da die anderen Teams bemerkten, dass die altersschwache Raubkatze von Team 3 (Pfeuffer/Riesbeck) auf der Hinterachse mit starker Schlagseite unterwegs ist, wird kurz vor Erreichen der Rennstrecke routinemäßig der Luftdruck der Reifen kontrolliert.

Das Ergebnis: eine 3cm langer Metallspan steckt in der Lauffläche des fröhlich pfeifenden rechten Hinterrads. -> Das Befahren der Nordschleife mit Reserverad wird bei den vorherrschenden Wetterbedingungen als zu riskant abgelehnt.

Team 33 (Schupp/Hanrath) kann mit einem, vom Car Wash Center Wissen zur Verfügung gestellten Reparaturkit den Reifen der gestrandeten Kollegen schnell flicken, und so begeben sich bei leichtem Nieselregen alle Teams auf die „grüne Hölle" genannte Nordschleife. Zur Begeisterung der zahlreichen Zuschauer legt Team 3 einen unfreiwilligen, aber gekonnten Drift hin. Team 1 (Burckhardt/Bertsch) kann auch auf der Rennstrecke dem „burckhardtschen Kreiseleffekt" nicht widerstehen und kommt zu deren Überraschung pirouettendrehend dem Bauarbeiter-Benz von Team 34 (Schneider/Wermke) entgehen. Nach je 2 Runden auf der wohl legendärsten Rennstrecke der Welt können alle Teams ohne Blessuren die Reise nach Antwerpen fortsetzen.

Bei einem, durch Orientierungslosigkeit des heutigen Navigationsteams mit der Startnummer 3 (Pfeuffer/Riesbeck) verursachten Schlenker über einen Parkplatz kurz vor dem Campingplatz in Antwerpen, kapituliert die aus feinstem Baustahl gefertigte Aufhängung der Sportabgasanlage des Bauarbeiter-Benz von Team 34 (Schneider/Wermke). Der „BOB" getaufte Kleintransporter hatte schon auf den letzten Kilometern durch extrem kernigen Sound angedeutet, dass ein Endschalldämpfer überbewertet wird und nutzt die Gelegenheit auf dem Parkplatz um dieses überflüssige Bauteil von sich zu werfen. So legt die halbe Auspuffanlage die restlichen Kilometer zum Campingplatz auf dem Dach des nun deutlich aufgewerteten Seat Cordoba von Team 1 (Burckhardt/Bertsch) zurück. Da auch der Sportendtopf von Team 33 (Schupp/Hanrath) aus Solidarität seine Aufhängung zerlegt hat, wird so auf dem Campingplatz Gruppen-Abgasanlagen-Schrauben durchgeführt. Nach einem Fußmarsch durch den kleinen Bruder des Eurotunnels in Antwerpen lassen die Teams den Abend bei einem guten Abendessen und einem Sieg der deutschen Nationalmannschaft in der schönen Altstadt von Antwerpen ausklingen. Und siehe da: es regnet nicht (zumindest für 5 Minuten).

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