Tag 13

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Die Sonne geht früh auf, über dem verschlafenen Schlammloch im beschaulichen Goodwood, kämpft sich in die Höhe und setzt sich erfolgreich gegen die bis zuletzt verzweifelt Wiederstand leistenden englischen Starkregenwolken durch. Die Zentimeter dicke, bis zu den Rückspiegeln und darüber hinaus reichende Schlammschicht an den Rallye Boliden färbt sich in der wärmenden Sonne allmählich in ein gesundes Staubgrau mit Beton ähnlicher Konsistenz. Die Rallyeteilnehmer machen sich in ihren Gummistiefeln gemeinsam mit den tausenden anderen Festivalbesucher auf den Weg durch den britisch gepflegten Vorgarten von Lord March und fräßen eine braune Schneise der Verwüstung durch das getrimmte Grün.

Nachdem die ein oder andere noch nicht trockengelegte Matschuntiefen gemeistert sind, wird das Festivalgelände erreicht. Sobald sich unter den Veranstaltern herumgesprochen hat, dass das Rallye1000 Fahrerfeld endlich eingetroffen ist, wird zu ihren Ehren die Kunstfliegerstaffel in die Luft geschickt um beeindruckende Flugmanöver vorzuführen. Man will ja schließlich nicht den Spaniern und Franzosen von letztem Jahr nachstehen und muss den Rallyeteilnehmern natürlich einen gebührenden Empfang bieten.

Den Tag verbringen die Teams bei strahlendem Sonnenschein mit dem beobachten des legenderen Goodwood Hillclimb Rennen. Auf einem 1,86 Kilometer langen asphaltierten Streifen Straße quer durch den Garten des Goodwood House fährt alles was im Motorsport Rang und Namen hat. Von Formel 1 Boliden über aktuelle Supersportwagen wie den 918 Spyder und historische Rennwagen zum Beispiel aus dem Porsche Museum bis hin zu Kuriositäten wie einen auf zwei Rädern fahrenden Evoque wird alles den Berg hoch gejagt. Besonders beeindruckend sind Fahrzeuge wie das Beast of Turin, dass mit seinem 29 Liter Hubraum 4-Zylinder die Strecke hochstampft und die Tribünen zum Vibrieren bringt.

Am Abend treffen sich alle Teilnehmer wieder im Rallye1000-Camp, auf dem inzwischen weitestgehend trockenen Campingplatz. Das Abendessen besteht äußerst gesund aus dem Inhalt des reichhaltigen Konservendosenvorates des sympathischen Team 4 (Tuschl/Tuschl) bei deren Bergung sich der ein oder andere Teilnehmer im Voratskeller des Monstertrucks schon verlaufen haben soll. Das am gestrigen Tag zugereiste Alumni-Rennpeugot-Team (Heidler/Merkt) und ehemalger Mercedes-Rost-Racing-Pilot M. Gebert nutzen die einladende Motorhaube des Schaguars von Team 3 (Pfeuffer/Gebert) trotz verzweifelter Protestrufe als Festagstafel. Ein Abendmal das Spuren auf der zur Schlammskulptur avancierten Katze hinterlassen sollte.

Die heutige Tageschallenge „Campingplatz-Parcour" wird mit freundlicher Unterstützung des letztjährigen überzeugten Reglementkritiker M. Gebert aufgebaut. Ein Hindernisparcour, der nach dem Konsum von feinstem Zielwasser und dem definierten drehen einiger Pirouetten um ein Hütchen gemeistert werden muss. Und eins scheint sicher: der in überraschender, aber eindeutig häufig geübter Routine Hindernisse aufbauende M. Gebert will die Teilnehmer leiden sehen. Ein, als zu unterkriechende Brücke missbrauchtes Bauteil des Goodwood-Campingplatzes ruft dann auch die Campingplatz-Feuerwehr auf den Plan. Nachdem geklärt ist, was genau die Teilnehmer dort im Fluchtweg mit Absperrgittern, Hütchen, Abdeckplanen und Schlafsäcken treiben, lassen sich die fleißigen Feuerwehrmänner das Spektakel nicht entgehen, und spenden mit ihrem Einsatzfahrzeug sogar die entsprechende Ambientebeleuchtung. Die Teams rufen, beschallt durch den Chefkommentator M. Gebert geradezu übermenschliche Leistungen ab, und nach kürzester Zeit bildet sich eine beachtliche Traube Schaulustiger, die den torkelnden, vor sich her stolpernden Rallyeteilnehmern zujubeln. Team 77 (Bader/Zozin) legt mit beeindruckenden 1:32 Minute die Bestzeit hin und sichert sich die 25 Punkte für den Tagessieg.

Beim anschließenden Zusammensitzen im Rallye1000 Pavillon wird die ein oder andere „Wenn ich Sie wäre"-Challenge ausgesprochen. Doch nur das von Team 77 (Bader/Zozin) ausgegebene Dosenstechen auf Zeit findet einen Abnehmer: Die am Vortag schon durch schnelles Verzehren von Dosenraviolli aufgefallenen Bauarbeiter von Team 34 (Schneider/Wermke) sehen sich der Aufgabe gewachsen, jeweils eine Dose kühles Blondes durch Anstechen in unter 15 Sekunden zu leeren. Wohlgemerkt ohne jemals eine Dose auf diese Art geleert zu haben. Nach einer kleinen Unterrichtseinheit von Coach M. Bader zur „Einführung in die hohe Kunst des ästhetischen Verzehrs von in Dosen kredenzter alkoholischer Kaltgetränke durch punktuelle Hochdruck Entladung" nehmen die beiden überzeugten Blaumannträger von Team 34 (Schneider/Wermke) die Aufgabe in Angriff. Trotz vollem Einsatz, vor allem in Hinblick auf die Ästhetik, schaffen Sie es jedoch nicht in der vorgegebenen Zeit. Um zu beweisen, dass die Aufgabe tatsächlich machbar ist, erklärt sich M. Bader zu einer auf Zeit gestoppten Präsentation bereit. Unter den Anfeuerungsrufen der übrigen Teilnehmer bleibt die Uhr bei 14,5 Sekunden stehen. Die Dose ist leer. Die fünf Zusatzpunkte gehen an Team 77 (Bader/Zozin) und das gescheiterte Bob-der-Baumeisterteam 34 (Schneider/Wermke) muss bittere fünf Punkt abgeben.

Nach der ein oder anderen Dose geht dann auch der 13. Tag ohne einen weiteren Ausfall des (nicht bewegten) Schaguars von Team 3 (Pfeuffer/Riesbeck) zu Ende.

Matsch.jpgFlugshow.jpgGruppenbild Goodwood.jpgBeast of Turin.jpgSelfie mit Zweirad.jpgGoodwood Skulptur.jpgEssen auf Jag.jpgJürgen Parcour.jpg