Tag 9: Reggio Calabria - Palermo

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Am Tag 9 der Rallye1000 2017 geht es früh am Morgen zum Fährhafen von Reggio Calabria. Nach einer kurzen Phase der Verwirrung ist der richtige Terminal für die Autofähre nach Messina/Sizilien gefunden, und die Boliden werden auf die Fähre verladen. Die ca. 30 Minuten dauernde Überfahrt wird auf dem Deck zum Sonnetanken genutzt.

In Messina angekommen übernimmt Team 77 (Geißler/Geißler) die Navigation des Feldes. Die geplante Route führte die Küste entlang nach Süden zum Fuße des noch aktiven Vulkans Etna und dann weiter durchs Landesinnere in die Hauptstadt Palermo. Langsam aber sicher macht sich Irritation bei Team 34 (Schneider/Schabacker) und Team 33 (Schupp/Müller) breit, da Team 77 zielgerichtet immer weiter Richtung Norden durch das Verkehrsgetummel von Messina navigiert.

„Ähm Jungs, wo wollt ihr denn genau hin?" „Der Route Richtung Norden folgen, warum?" „Haltet ihr die Karte richtig rum?" „Im Roadbook Tag 10 steht ... oh, Moment ... [30 Sekunden Funkstille] ... ja, hier vorne bei der nächsten Gelegenheit bitte wenden!" Nach diesem kurzen Nord/Süd oder 9/10 Aussetzer des Navigationsteams 77 (Geißler/Geißler) geht es dann noch einmal durch das Verkehrsgetümmel zurück, am Fährhafen vorbei und raus aus der Stadt. Hier begegnen die Rallyeteilnehmer einem besonders erstaunlichen SuicidePanda-Exemplar. Auch eine lebhafte Diskussion über Funk, ob hier der Panda Schrott transportiert, oder eher der Schrott den Panda, kommt zu keiner eindeutigen Lösung.

Ein kurzes Stück über die Autobahn bis Taormina und die Teilnehmer können den über 3.000 Meter hohen Etna in Angriff nehmen. Die Straßen werden immer kurviger und die Landschaft verwandelt sich plötzlich in beeindruckendes Meer aus schwarzem Lavagestein. Die Temperatur sinkt von 30°C auf Meereshöhe rapide ab. Nach 2.000 Höhenmetern erreichen die Teilnehmer die Mitten in dem ausgekühlten Lavastrom liegende Station Etna Süd. Hier müssen die Boliden leider geparkt und in die Seilbahn umgestiegen werden. Team 33 (Schupp/Müller) nutzt die Gelegenheit um ein weiteres Mal die immer lockerer werdende Endrohre des 1000€-Stratos zu fixieren.

Nachdem alle einen stolzen Preis für ein Ticket gelöhnt haben, geht es mit der Seilbahn weiter auf 2.500 Meter über den, noch vor Kurzem überquerten Meeresspiegel. Offroadtrucks, die ganz offensichtlich auf umgebauten Fiat Multiplas basieren und den Mercedesstern nur zum Schein tragen, fahren die Teilnehmer auf ca. 3.000 Meter über Null.

Funfact zum Fiat Multipla: Der Fiat Multipla Cup ist eine internationale Rennserie die sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Es werden ausschließlich baugleiche Fiat Multipla Cup Fahrzeuge der ersten Generation eingesetzt.

Am Krater des letzten großen Ausbruches 2002 ist der Boden tatsächlich noch warm und es steigt weißer Wasserdampf auf. Die Guides zeigen den Teilnehmern Stellen an denen die Steine sogar noch so heiß sind, dass man sie nur jonglierend halten kann und sie erst nach einer Stunde, bei einer Außentemperatur von knapp 1°C abgekühlt sind. Kostenloses Souvenir und Taschenwärmer gefunden, check. Ein Spaziergang über den Rand des Kraters lässt die Teilnehmer schwärmen, was man nur mit den Rallyeboliden hier oben alles treiben könnte. Nach der Rückfahrt mit Geländemultipla und Seilbahn regnet es an der Talstation Süd. Noch ein wenig Honig für die daheimgebliebenen und weiter geht's.

Das Navigationsteam freestylt etwas an der Route und führt das Feld durch wunderschöne, aber teils auch unfassbar zugemüllte Landschaften. Die Bodenwellen werden immer tiefer und die Gesperrt-Schilder immer aufdringlicher. Man merkt, dass diese Gegend mit starken Eruptionen zu kämpfen hat. Die Buckelpisten setzen dem 4-Fach-BeEndrohrten Honda Stratos von Team 33 (Schupp/Müller) stark zu und das Funkensprühen auf der rechten Seite nimmt zu. Als eine Herde Kühe die Straße versperrt ist die Geduld von Pilot Schupp (Team 33) der durch das Lautstarke Aufsetzen immer wieder aus dem Schlaf gerissen wird am Ende. Kurzerhand steigt er aus, bewaffnet sich mit einem dreckigen Rallye1000 Shirt und reißt die heißen rechten Endrohre ab. Bei der Weiterfahrt werden sie zu Abkühlung triumphierend, als olympische Rallye1000-Fackel aus dem Fenster gehalten. Der Stratos ist von nun an nur noch 3-flutig unterwegs.

In Enna, dem auf einem Berg liegenden „Nabel Siziliens", legen die Teams einen Zwischenhalt ein, um vom Castello di Lombardia die atemberaubende Aussicht über fast ganz Sizilien zu genießen. Die Burgruine ist der Öffentlichkeit voll zugänglich, ist aber in einem so verfallenen Zustand, dass sie in Deutschland wohl nur von außen zu bestaunen gewesen wäre. Die Teilnehmer freut es. Bei der Rückkehr zu den Fahrzeugen entdecken die Teilnehmer, dass auch der immer noch mit voller Heizung laufende BMW von Team 77 (Geißler/Geißler) scheinbar sehr unter der Hitze Siziliens leidet. Auf der Motorhaube haben, von den BMW-Nieren ausgehend, links und rechts des BMW-Logos ganze Bäche von Kühlwassertränen ihre getrockneten Spuren hinterlassen.

Bei einbrechender Dunkelheit erreicht die Teams das Verkehrschaos der sizilianischen Hauptstadt Palermo. Nach ein paar Burckhardtschen Kreiseln ist das Hostel, mitten in der Stadt gefunden. Die Fahrzeuge werden in einer Seitenstraße geparkt und sofort von zwielichtigen Gestalten in Augenschein genommen. Demonstrativ werden alle Wertsachen aus den Fahrzeugen geräumt und sich innerlich von den treuen Gefährten verabschiedet. Die Wahrscheinlichkeit diese am nächsten Tag wiederzufinden scheint eher gering zu sein.

Durch die fantastische Lage des auch ansonsten sehr schönen Hostels und die freundliche Empfehlung des Betreibers ist auch schnell ein nicht von Touris sondern eher von einheimischen aufgesuchtes Lokal zum Abendessen gefunden. Die recht exotische Speisekarte bieten für jeden Geschmack etwas: So gibt es neben Burgern vom Rind und Büffel auch welche von Pferd und Esel. Guten Appetit.

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