Tag 7: Porto Cesareo - Corigliano

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An Tag 7 heißt der erste Tagesordnungspunkt nach dem Rallye1000-Auto-Tetris aus dem Innenhof der Unterkunft: Beschaffung von feinstem regionalen Olivenöl. Naja, nicht ganz. Die Highspeed-Offroad Etappe des gestrigen Tages hat dem dauerinvaliden BMW von Team 77 (Geißler/Geißler) stark zugesetzt. Durch einen pulsierend, aus dem Kühler austreten Kühlwasserstrahl unterstreicht er seinen Protest. Also wird mit der fahrenden Sprinkleranlage die nächste Hinterhofwerkstadt angefahren, um Nachschub an Kühlerdichtmittel zu besorgen und die Inkontinenz ein weiteres Mal provisorisch zu beheben (Aufhalten des Feldes: -3 Punkte). Inzwischen gleicht es einem Wunder, dass nach den Dichtmittelcocktails überhaupt noch irgendwelche Flüssigkeiten im Kühlkreislauf des BMW von Team 77 (Geißler/Geißler) fließen können.

Nachdem alle Lecks gestopft und Öle für Mensch und Maschine verstaut sind, geht es zur schnellsten Teststrecke der Welt, dem Nardò Technical Center. Ein Tunnel führt unter der Steilkurven-Kreisbahn, die einen Durchmesser von 4km hat und mit ihrem Umfang von über 12km auch auf Satellitenbildern schnell zu finden ist, ins Innere. Über diese Kreisbahn donnerte schon alles was Rang und Namen hat und schrieb Automobilgeschichte. Als die Teilnehmer VOR der Pforte des Testcenters, in dem sich das Who is Who der Automobilindustrie die Klinke in die Hand gibt, für ein Gruppenfoto posieren, wird schnell der Sicherheitsdienst auf die Abenteurer aufmerksam. Nachdem versichert wurde, dass sämtliche Bilder selbstverständlich wieder gelöscht wurden, werden von den Sicherheitskräften noch die Fahrzeuge der Rallye1000 bestaunt und weiter geht's.

Team 34 (Schneider/Schabacker) sprechen noch eine besonders perfide „Wenn ich Sie wäre" Challenge aus: Das annehmende Team muss, sobald ein Rallyeteilnehmer einen Fiat Multipla sieht, spätestens aber zu jeder vollen Stunde, einen POSITIVEN Fakt zu eben jener Montrösität auf vier Rädern über Funk durchgeben. Das sich die Anzahl positiver Fakten bei dem vieräugigen Kugelfisch der motorisierten Fortbewegung augenscheinlich in Grenzen hält, ist die historische Korrektheit dieser Fakten zu vernachlässigen. Mit der Hoffnung, dass die Italiener auf dem folgenden nördlicheren Streckenabschnitt über besseren Geschmack als ihre südlichen Landsmänner verfügen, nimmt Team 33 (Schupp/Müller) die Challenge an.

Funfact zum Fiat Multipla: Es gibt ein geheimes, weltweites Abkommen der Kartenspielindustrie, welches sicherstellt, dass der Fiat Multipla in jedem Autoquartett der Supertrumpf ist.

Die heutige von Team 33 (Schupp/Müller) navigierte Route führt zunächst an traumhaften Sandstränden, die zu kurzen Zwischenstopps einladen (Man beachte das auf dem zweiten Bild unten unauffällig in der oberen Ecke geparkte Auto), die Westküste des italienischen Absatzes entlang.

Funfact zum Fiat Multipla: Zu Spitzenzeiten Betrug die Wartezeit auf einen Fiat Multipla wegen extrem Hoher Nachfrage in Turin 19 Monate.

Sehr schnell wird klar, dass sich die optimistische Einschätzung des Geisteszustandes der hiesigen Italiener von Team 33 (Schupp/Müller) als sowas von, sowas von falsch herausstellen soll. Bei 33°C Außentemperatur und auf voller Leistung laufender Heizung von Team 77 (Geißler/Geißler), geht es quer durchs Verkehrsgetümmel von Tarent, oder im Volksmund auch Multipla City genannt. Hier besitzen wirklich 95% der Bevölkerung einen dieser technischen Meisterwerke aus dem Hause Fiat als Erst- UND Zweitwagen. Die Rallyeteilnehmer erfahren so bis zu 10 wertvolle Fakten pro Stunde.

Funfact zum Fiat Multipla: Die Höchstgeschwindigkeit des Fiat Multiplas wird mit 364 km/h nur geschätzt angegeben, da sich bisher auch im Nardò Technical Center kein Pilot fand, der mutig genug war die Maschine auszufahren.

Hitze, Stau, Gehupe, schreiende Italiener, chaotische Verkehrsführung und an wirklich jeder Ecke die Beleidigung des guten Geschmackes... Team 33 (Schupp/Müller) leidet.

Funfact zum Fiat Multipla: Italiens Ex-President Silvio Brelusconi diente eine gepanzerte Version des Fiat Multipla als offizielle Staatslimousine. Sie trug den internen Codenamen „Bunga Bunga Bus"

Nachdem die beiden Brücken der Altstadt Tarents überquert sind, nimmt das Verkehrschaos ab und es geht für die Rallye1000 Teams landeinwärts. Hier wartet ein besonderer Leckerbissen auf die Teilnehmer: Die „Porsche Nordroute". Eine Strecke nördlich des Nardò Technical Centers, quer durch das Gebirge Appennino lucano, auf der die Testfahrzeuge gefahren werden, die besonders hart rangenommen werden sollen. Kurvige, staubige Pisten führen die Teilnehmer zunächst an den idyllischen Lago di San Giuliano, an dem die Teams eine kurze Mittagspause einlegen. Nachdem Pilot M. Schneider (Team 34) mit der Sirene des Mini-Stratos von Team 33 (Schupp/Müller) standesgemäß aus dem Schlaf gerissen wird, geht es dann weiter. Hinter jeder Kurve versteckt sich ein noch spektakuläreres Panorama. Durch das hoch gelegene Städtchen Grassano jagen die Teilnehmer über Serpentinenstraßen wieder runter in die Schlucht bei Campomaggiore. Die kurvige, verwunschene Straße, steil hinauf in den „Parco Regionale Gallipoli Cognato Piccole Dolomiti Lucane", mit ihren Licht und Schattenspielen von den Testfahrern des zuffenhausener Sportwagenherstellers „Märchenwald" getauft, zaubert den Piloten ein breites Lächeln ins Gesicht. Die anspruchsvolle Strecke verlangt den Boliden einiges ab und auch die Spritnadeln bewegen sich immer schneller nach unten. Ein Tankstopp in Accettura wird bei Preisen von 1,92€/Liter in dieser abgelegenen Gegend jedoch schnell verworfen. Die Teams legen es darauf an und wollen erst an der Mittelmeerküste wieder tanken. Neben Kühen und Hunden zählen sich nun auch Wildpferde zu den beweglichen Hindernissen auf den Straßen, die es für die Teilnehmer zu umzirkeln gilt. Immerhin ist hier oben die Dichte an den einen, unausprechlichen Fahrzeugen zur Freude von Team 33 (Schupp/Müller) wesentlich geringer. Doch selbst hier gibt es den einen oder anderen.

Funfact zum Fiat Multipla: Der temporäre Einsatz des Fiat Multipla als offizielles Einsatzfahrzeug der Carabinieri musste nach kurzer Zeit eingestellt werden, da die Straftaten mit der Aussicht auf eine Mitfahrt auf der Rückbank eines Multiplas, in ungeahnte Höhen schnellten.

Weiter geht es zur spektakulären Ruinenstadt Craco, in der auch schon der Film die Passion Christi gedreht wurde. Die Straßen sind anspruchsvoll, mit ihren immer wieder komplett fehlenden Asphaltdecken und die Aussicht atemberaubend. Auf den letzten Tropfen erreichen die Teams die Zivilisation an der Mittelmeerküste und die rettende Tankstelle, an der sich Team 33 (Schupp/Müller) unbeabsichtigt den Fullservice mit Tankwart gönnt. Für das Ein- und Abziehen des Tankrüssels, so wie das Schließen des Tankdeckels sind schlappe 15 Cent pro Liter mehr als beim Rest fällig. Klar, ein Stratos braucht das!

Schnell weiter, der schon tief stehenden Sonne hinterher Richtung Campingplatz. Die Zollbeamten die den Konvoi kurz vor Etappenziel herauswinken, realisieren beim Anblick der Rennbeklebung ihren fatalen Fehler, in ein Motorsportevent erster Güte eingegriffen zu haben und lassen die Teams schnell unbeheligt weiterfahren.

Funfact zum Fiat Multipla: Derzeit gibt es bei dem Computerspielhersteller EA Sports Überlegungen, analog zum Rennspiel „Need for Speed: Porsche" aus dem Jahr 2000 das Spiel „Need for Speed: Multipla - The Bubble of Speed" herauszubringen.

Spannend wird es nochmal als sich plötzlich ein italienisches Polizeiauto an den Konvoi hängt und sich langsam nach vorne arbeitet. Die Nervosität bei Team 33 (Schupp/Müller) steigt angesichts der inzwischen wieder weit runterhängenden und bei Bodenwellen leicht funkensprühenden rechten Endrohre. Die Carabinieri sind jedoch scheinbar von der Lackierung des italojapaners abgelenkt genug und lassen den Konvoi ziehen. Auch am Erdbeerkörbchen von Team 34 (Schneider/Schabacker) gehen derweil die Strapazen nicht spurlos vorbei. Bei inzwischen fortgeschrittener Dämmerung gesellt sich zu dem ausgefallenen Tacho auch der Rechte Hauptscheinwerfer, so dass Team 34 (Schneider/Schabacker) fortan nur noch einäugig unterwegs ist.

Eine letzte gekonnte 180° Wende vor den örtlichen freischaffenden Damen und der Campingplatz ist gefunden. Die späte Stunde zwingt die Teilnehmer zwar zum Handylightdinner, doch die Eindrücke des Tages und der Blick aufs rauschende Meer entschädigen das diesmal knapp ausfallende Mahl allemal.

Funfact zum Fiat Multipla: Das wichtigste Ereignis im Leben eines heranwachsenden, männlichen Italieners ist die Reifeprüfung, das Multiplicare: Zur Vollendung des 18. Lebensjahr darf der Junge zum ersten Mal den Multipla seines Vaters fahren und wird damit nach italienischem Brauchtum vom Jungen zum Mann.

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